Geschichte

Hauptmann Wilhelm Otto Blumenthal
   
Hauptmann Wilhelm Otto Blumenthal
Erster Kommandant der Feuerwehr Bliesheim
   
Die Freiwillige Feuerwehr in Bliesheim wurde am 12. September 1900 von 26 Bliesheimer Bürgern gegründet. Erster Kommandant der Wehr war der Hauptmann Wilhelm Otto Blumenthal. Der damals 63 jährige "Rentner und freie Schmiedemeister" leitete die Wehr bis 1903. Sie war in verschiedeneAbteilungen gegliedert, denen die einzelnen Wehrleute fest zugeordnet waren. So gab es neben dem Hauptmann und dessen Stellvertreter eine Steigerabteilung, eine Ordnungsmannschaft und die Spritzenmannschaft für die Handdruckspritzen. Die Steigerabteilung, angeführt vom "Obersteiger" August Junk, oblag in erster Linie die Rettung von gefährdeten Personen, Tieren und Sachwerten. Für einen Steiger war einerseits dessen Gewandheit, andererseits seine Sachkunde im Bezug auf Gebäude wichtig, so daß hier vorzugsweise Bauhandwerker zum Einsatz kamen. Seine "Werkzeuge" waren Gurte, Leinen und die Hakenleiter. Die Hakenleiter ist eine sehr leichte, lange Leiter die es dem Steiger, mit viel Geschick ermöglichte, selbst in die oberen Stockwerke vielgeschossiger Häuser zu gelangen. Um für diese Aufgabe ein ständiges Übungsobjekt zu besitzen, wurde 1903 in Bliesheim der Steigerturm, ein dreigeschossiges Metallgerüst, mit Holzbohlenauflage, errichtet, der noch bis in die sechziger Jahre an der Erft neben der "Kohlscheune" stand.

Der Spritzenmannschaft, unter Leitung des Spritzenmeisters, oblag das Aufstellen und Bedienen der Handdruckspritzen. Nach einer Aufstellung vom September des Jahres 1900 besaß die gerade gegründete Feuerwehr 2 Feuerspritzen mit Schläuchen und Eimern, die aus dem Bestand der von der Gemeinde vorrätig zu haltenden Feuerlöschmitteln bereits vor der Gründung der Feuerwehr stammen dürften. Bereits 1901 aber ist eine weitere Handdruckspritze der Firma Jos. Beduwe, Aachen neu angeschafft worden, die noch heute voll funktionstüchtig im Besitz der Löschgruppe ist. Mithilfe dieser durch Muskelkraft betrieben Spritzen konnte das Löschwasser von der Erft direkt zur Brandstelle gepumt werden. Untergebracht war dies alles im 1852 erbauten und heute seit langem abgerissenen Spritzenhaus gegenüber der Kirche, neben dem Haus von Gasmacher/Maus. Im Jahre 1931 ließ die Gemeinde ein neues Gerätehaus, welches heute noch genutzt wird, auf dem Marktplatz errichten.

Neben der Steigerabteilung und der Spritzenmannschaft bestand als dritte Abteilung die Ordnungsmannschaft, die, wie der Name schon sagt, für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung am Einsatsort zuständig war. Ihr Führer war von 1900 bis 1925, der spätere Brandmeister der Wehr, Bäckermeister Ferdinand Berger.

Die Alamierung der Wehr erfolgtet auf folgende Weise: Die Schadensmeldung wurde bei einem Feuerwehrmann abgegeben. Dieser verständigte sofort 2 bzw. 3 Hornisten , die durch den Ort eilten und so die Wehrleute zusammen riefen. Den Bliesheimer Bürgern stand somit eine schlagkrätige Feuerwehr zur Seite. Sie war 1901 auch Mitgründungsmitglied des Kreisfeuerwehrverbands Euskirchen. Der Kreisfeuerwehrverbandstag 1903 wurde auch gleich in Bliesheim gefeiert. Neben der feuerwehrspezifischen Tätigkeit, zu denen auch die in den Sommermonaten abgehaltenen Übungen zählten, hat die Feuerwehr seit ihrer Gründung ein festen Platz bei der Gestaltung des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens in Bliesheim. So wurden von der Wehr Bälle zu Kaisers Geburtstag, zur Kirmes und jährliche Stiftungsfeste in den Sälen der Gastwirtschaften Becker und Giersberg organisiert. Auch eine Theaterbühne besaß die Feuerwehr, von der berichtet wird, daß sie unter anderm auch an den Kriegerverein verliehen wurde.

Zu Beginn des ersten Weltkrieges überwies die Feuerwehr, aus Solidarität mit den in den Krieg gerufenen Männern, fast ihren gesamten Kassenbestand in Höhe von 150 Reichsmark als Spende an das rote Kreuz.

Im November des Jahres 1919 wird die Stärke der Bliesheimer Feuerwehr mit 25 Mitgliedern, im Jahre 1932 mit 41 Mitgliedern angegeben. Nach dem 1931 das neue Gerätehaus am Marktplatz bezogen wurde, konnte nach dem Gemeinderatsbeschluss vom 14. Oktober 1932, unter dem Vorsitz des Gemeindevorstehers Jakob Giesen, die erste Motorspritze angeschaft werden, die jeweils zur Hälfte von der Provinzial-Feuerversicherungsanstallt und der Gemeinde finanziert wurde.

Mit der "Machtübernahme" der Nationalsozialisten wurden die freiwilligen Feuerwehren gleichgeschaltet und mit dem Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23. 12.1938 sollten die Feuerwehren eine: "Straff organisierte, vom Führungsprinzip geleitete, reichseinheitlich gestaltete, von geschulten Kräften geführte Hilfspolizeitruppe" werden. In den folgenden Jahre erlebte die Bliesheimer Feuerwehr ihre wohl schwerste Zeit. Mit dem im Winter 1942/43 der Wehr zugeteilten Gruppenfahrzeug mit 800 Liter-Pumpe fuhren die Bliesheimer Feuerwehrleute tagelang Einsätze in Köln und der Umgebung, nicht selten in der Situation, dem Übermaß an Zerstörung durch die "Bombennächte" fast Ohnmächtig gegenüber zu stehen. Durch den Krieg verlor die Wehr auch fast die gesamte Ausrüstung incl. der Motorspritze und des Löschgruppenfahrzeugs. Die Leitung der Wehr übernahmen nach dem Krieg die Oberbrandmeister Josef Heinrichs und Peter Schmitz. Peter Schmitz leitete die Bliesheimer Wehrleute als Gruppenführer, bzw. stv. Gruppenführer 26 Jahre lang, bis er 1972 in die Ehrenabteilung wechselte.

1946 erhielt die Wehr eine neue Tragkraftspritze, ein Jahr später folgte ein gebrauchter Mannschaftswagen.1950 wurde das Feuerwehrgerätehaus renoviert und umgebaut. Kurz vor dem 50 Jährigen Jubelfest verstarb der letzte Gründer der Wehr, der Ehrenbrandmeister Ferdinand Berger. Im Jahr 1954 wurde die Führung der Wehr in die Hände von Walter Brandenberg gelegt, der unterstützt wurde von den Kamaraden Peter Schmitz und Heinrich Kremer und die Wehr bis 1986 leitete. Im November 1965 berichtet die Presse über den Versuch der Bliesheimer Feuerwehr sich gegen Umorganisation und Zentralisierung zu wehren, denn die Bliesheimer Feuerwehr wollte ihrer Selbständigkeit bewahren. In ihrem Vorhaben unterstützt wurden sie vom damaligen Bliesheimer Bürgermeister Willi Bastian, und dem Kreisbrandmeister Matthias Jansen. Die Wehr erkämpfte sich zunächst ihre Selbständigkeit und der Feuerschutz wurde bis Ende 1966 direkt auf die Gemeinde Bliesheim übertragen. Mitte 1967 aber lehnte der Rat des Amtes Liblar den Antrag auf weitere Selbstständigkeit ab. 1967 trat der Bliesheimer Feuerwehrmann Matthias Jansen nach 15 Jähriger Tätigkeit als Kreisbrandmeister des Kreises Euskirchen in den verdienten Ruhestand. Mit der Gründung der Stadt Erftstadt 1969 wurde der vorherige Löschzug Bliesheim zur Löschgruppe im Zug Süd der Freiwilligen Feuerwehr Erftstadt. 1971 bekamen die Bliesheimer ein neues Mercedes Löschgruppenfahrzeug, welches 18 Jahre im Dienst stand. 1989 wurde es durch ein neues Löschgruppenfahrzeug mit 1.600 Liter Förderleistung pro Minute, einem eingebauten 1.200 Liter Wassertank, über 500 Meter Schlauchleitung sowie umfangreiches Gerät zu technischen Hilfeleistung und einem Sprungretter ersetzt. Durch die Größe der Löschgruppe ist das zweite Fahrzeug, ein Mannschaftstransportwagen, unentbehrlich geworden.

Heinz-Peter Brandenberg, der 1986 das Amt des Löschgruppenführers von seinem Vater Walter Brandenberg übernommen hatte, wurde 1993 Zugführer des Löschzuges Süd der Frewilligen Feuerwehr Erftstadt (der Zug Süd umfasst die Löschgruppen Bliesheim, Friesheim, Niederberg und Borr). Seit dem leitet der Oberbrandmeister Lambert Schlößer die Wehr unterstütz von seinen Stellvertretern Hans-Georg Bensberg und Daniel Leupold. 1997 bestand die Löschgruppe Bliesheim aus 38 aktiven Feuerwehrleuten, einer 15 Jungen starken Jugendfeuerwehr, sowie einer 8 Mann starken Alters- und Ehrenabeilung. Außerdem wird sie von ca. 200 Ehrenmitgliedern unterstützt.

Vielen Dank an Daniel Leupold, der diesen Geschichtstext verfasst hat.